Nun werde ich am 15. September auf die Suche gehen

von Cornelie Dreizler

 

Nun werde ich am 15. September auf die Suche gehen

nach dem warmen Gelb der spätsommerlichen Abendsonne am
Westhang, der Sonnenblumen, Margeritendotter

den wärmenden Sonnenstrahlen, wenn der eiskalte Wind über den Bergrücken fegt und am Horizont die Alpen leuchten

nach den windgekämmten Magerwiesen kurz vor der Mahd

dem Kuhglockengeläut und dem Gemecker der Ziegen

nach Eurem Hochzeitswalzer - dicken Strickjacken über Abendkleidern.

Wird man auch das Blut sehen, das beim Schleifen der Karpfenburg floss?

Und das Blut der Tiere?

Werden die Sorgen und Verzweiflung sichtbar, die viele auf den Karpfenberg trugen?

Und der Trost und die Leichtigkeit dort oben?

Wird man die Furchen sehen, die die Sonne. der Wind und das Leben in den Gesichter der Fronarbeiter und Bauern hinterlassen haben - auch Spuren von Glück und Hoffnung?

Werde ich Dich finden auf Deinem Berg, voller Pläne und mit viel Mut ankämpfend gegen Zweifel bei der Suche nach der Quelle Deiner Kraft? Die Visionen und Liebe Deiner Eltern und Familie?

Werden jemals die Steine der alten Karpfenburg in den Hausern der Taglöhner gefunden - wer weiß noch wer diese hinauf und wer sie hinuntergetragen hat?

Werden die Wolken wie eine Krone über dem Karpfen schweben und wird die Klarheit eines Frühlingsmorgens über dem Nebelmeer im Tal zu riechen sein? Frisch gepflügte Felder?

Mischt sich der Schrei der Kolkraben mit dem Gesang des Cellos?

Wird die Stille am frühen Wintermorgen zu finden sein, bevor der Erste seine Spuren in den Schnee stapft?

Anywhere you go is my land.